
Prof. Wolfhard Janke
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Bereich: Forschung
Sachgebiet: Physik
EU-Förderung für theoretische Physiker
Die
Abteilung Computerorientierte Quantenfeldtheorie am Institut für
Theoretische Physik der Universität Leipzig wird ab 1. September 2005
ihre Arbeit am EU-Netzwerk ''Zufalls-Geometrien und Zufalls-Matrizen:
Von der Quantengravitation zur Ökonophysik'' (ENRAGE) aufnehmen. Das
Netzwerk, das praktisch eine internationale Variante eines
Sonderforschungsbereichs darstellt, ist Teil des Forschungs- und
Trainingsnetzwerkes der Marie Curie Actions.
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ENRAGE
will nichtstörungstheoretische analytische und numerische Tools für die
Theorie der Zufallsgeometrien weiterentwickeln und diese auf das
fundamentale Problem der Quantengravitation anwenden. ''Raum und Zeit
stellen wir uns gewöhnlich als starre Gebilde vor'', erklärt der Leiter
der Leipziger Abteilung Computerorientierte Quantenfeldtheorie, Prof.
Dr. Wolfhard Janke. ''Für den Alltag ist das auch völlig ausreichend.''
Bei extrem hohen Energien komme diese Alltagsvorstellung allerdings an
ihre Grenzen. ''Es schwabbert alles vor sich hin.'', versucht Janke das
Phänomen zu beschreiben.
Die Wissenschaftler sind nun dabei, alternative Vorstellungen zu
entwickeln, die unser Verständnis von der physikalischen Welt
voranbringen und als sogenannte ''nichtstörungstheoretische oder
non-perturbative'' Methoden auch für extreme Bedingungen gelten. Prof.
Jankes Arbeitsgruppe z.B. versucht, das starre Bild von Raum und Zeit
in grafische Gebilde oder Graphen, bei Janke handelt es sich um
Dreiecke, zu zerlegen, die miteinander verbunden und in Bewegung sind,
und so in ständig neuer Anordnung in Erscheinung treten. Dieses
Phänomen seien vergleichbar mit dem wohl bekanntesten Netzwerk der
Neuzeit, dem Internet, dessen Nutzer unablässig Struktur und Syntax des
Internets verändern.
Andere Physiker des Netzwerkes gehen andere Wege, allen gemeinsam ist,
dass ihre Theorien in der Quantenfeldtheorie und in der Theorie der
kritischen Phänomene verwurzelt sind und sich nicht an althergebrachten
geometrischen Regeln orientieren. Hinzu kommt, dass man
Nachwuchswissenschaftler für den Gebrauch dieser Instrumentarien fit
machen will, so dass sie nicht nur in der Physik, sondern auch in den
Biowissenschaften, der Informationstechnologie, der Informatik, in den
Finanzwissenschaften und der Betriebswirtschaft eingesetzt werden
können. Daraus ergeben sich für die jungen Wissenschaftler ganz neue
vielseitige Perspektiven im europäischen Rahmen.
An ENRAGE sind außer Leipzig beteiligt die Universitäten oder
Forschungseinrichtungen in Utrecht (wo u.a. Nobelpreisträger Prof. Dr.
G. 't Hooft mitwirkt und von wo aus auch das Netzwerk koordiniert
wird), Barcelona, Bielefeld, Edinburgh, Reykjavík, London, Krakow,
Kopenhagen, Athen, Oxford und 2x Paris.
ENRAGE wird insgesamt mit 3 Millionen Euro gefördert; ca. 250.000 Euro
können in Leipzig für eine Postdoc-Stelle, für wissenschaftliche Reisen
und Konferenzen verwendet werden. 2009 sollen die Ergebnisse des
Netzwerkes auf einer von der Leipziger Arbeitsgruppe in Leipzig oder
Dresden organisierten Konferenz vorgestellt werden.
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