Überblick:

Finite-Size (FS) Effekte in der Nähe von Phasenübergängen spielen bei Simulationen, wie auch experimentell, eine entscheidende Rolle. Sie wirken sich auf das kritische Verhalten von Volumen- und von Oberflächeneigenschaften aus. Selbstverständlich sind sie für solche physikalischen Größen wesentlich, die erst über den thermodynamischen Limes definiert werden, wie insbesondere z.B. die Casimir-Kraft oder auch die Binder-Kumulante.

Theoretische Beschreibungen und Skalenansätze für FS-Effekte bei Volumeneigenschaften gehen auf Arbeiten von Michael Fisher und Michael Barber um 1980 zurück, Erweiterungen wurden u.a. von Michael Fisher und Vladimir Privman vor nunmehr etwa zwanzig Jahren vorgeschlagen. Dennoch ist das Verständnis von FS-Effekten nahe Phasenübergängen keineswegs vollständig, wie Analysen in neuerer Zeit eindeutig zeigen. Insbesondere sind renormierungsgruppentheoretische Analysen von X.S. Chen und Volker Dohm seit 2004 zu nennen, in denen die zuvor weitgehend übersehene Bedeutung von anisotropen Korrelationen unterschiedlichen Typs betont wird. Wichtige Fortschritte wurden in den letzten Jahren gleichfalls bei Untersuchungen zum Oberflächenmagnetismus erzielt, bei dem beispielsweise Analysen multikritischer Punkte sorgfältige FS-Betrachtungen erfordern. Ähnliches gilt auch z.B. bei kritischen Volumeneigenschaften in der Nähe eines bikritischen Punktes in zweidimensionalen Systemen, die von der Gruppe um David Landau an der University of Georgia vor kurzem untersucht worden sind. Ein weiteres aktuelles Beispiel sind FS-Analysen von Spingläsern, die Peter Young von der University of California at Santa Cruz mit Kollegen durchgeführt hat.

Ziel des Symposiums ist es, dass Experten auf diesem Gebiet, die vorwiegend in Deutschland, den Niederlanden und den USA forschen, ihre neuen Resultate vorstellen. Ein fruchtbarer Gedankenaustausch ist zu erwarten, der eventuell zu umfassenderen theoretischen Beschreibungen führen kann. Gleichzeitig soll aber auch ein breiteres Publikum angesprochen werden, dem die entscheidende Bedeutung von FS-Effekten bei einer Vielfalt von kritischen Phänomenen von Perkolation bis hin zur Gittereichtheorie nahe gebracht werden soll.

Eingeladene Sprecher:

Kurt Binder (Univ. Mainz): Unconventional types of phase transitions due to interplay of finite size and interfacial effects

Hans-Werner Diehl (Univ. Duisburg/Essen): Successes and limitations of current renormalization group approaches to the study of finite-size effects

Siegfried Dietrich (Univ. und MPI Stuttgart): Thermodynamic Casimir forces

Volker Dohm (RWTH Aachen): Diversity of critical behavior within a universality class

David P. Landau (Univ. of Georgia, Athens, GA, USA): Spin dynamics simulations of excitations and critical dynamics in a Heisenberg antiferromagnet: Resolution of a controversy via finite-size scaling


Termine/Orte:

Dienstag, 27. März 2007, 14:00 - 18:30, Hörsaal H2
Mittwoch, 28. März 2007, 14:00 - 17:15, Hörsaal H3


Organisatoren:

Wolfhard Janke (Univ. Leipzig)
Walter Selke (RWTH Aachen)


Tue Oct 31 13:34:03 CET 2006